Was ist Gewalt in Jugendbeziehungen?

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Kurz zusammengefasst

Du oder manche deiner Freundinnen und Freunde denken vermutlich hin und wieder, dass es "normal" ist blöd angemacht oder angepfiffen zu werden, wenn man jemanden kennen lernen möchte. Oft wird auch vermutet, dass der „spielerische“ Einsatz von Zwang während des Geschlechtsverkehrs oder extreme Eifersucht einfach dazu gehören wenn man jemanden wirklich liebt. Gerade am Beginn einer Beziehung werden solche Verhaltensweisen unter jugendlichen Paaren oft als Liebesbeweis verstanden. Handlungen wie exzessives Schreiben, die Beschuldigung mit jemand Anderem geflirtet zu haben, Eifersucht, Druck und Manipulation beeinflussen erste Erfahrungen in Liebes- oder Sexbeziehungen. Tatsächlich haben diese Verhaltensweisen nichts mit Liebe und gesunden Beziehungen zu tun, sondern mit Kontrolle. Ungesunde Verhaltensweisen in Beziehungen können sehr schnell in übergriffiges oder gewalttätiges Verhalten umschlagen.

Nicht alle Formen von Gewalt hinterlassen sichtbare Spuren, aber alle Formen von Missbrauch haben negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden, führen oft zu großem Leid, gesundheitlichen Problemen und haben starke Auswirkungen auf die Person, die Familien und unsere gesamte Gesellschaft.

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Was ist Gewalt in Jugendbeziehungen?

Gewalt in Jugendbeziehungen findet zwischen zwei Personen statt, die in einer engen Beziehung zueinander stehen. Dazu zählen Formen von physischer und sexualisierter Gewalt, genauso wie emotionaler/psychologischer Missbrauch und Stalking. Gewalt in Jugendbeziehungen wird häufig ausgeübt, um Macht und Kontrolle über die andere Person zu erlangen oder diese aufrecht zu erhalten. Gewalthandlungen können im direkten Kontakt aber auch über soziale Netzwerke ausgeübt werden. Täter_in können frühere Partner_innen (also Expartner_innen) oder aktuelle Partner_innen sein.

Im Rahmen dieses Projekts wurden in fünf Ländern Daten zum Ausmaß von Gewalt in Jugendbeziehungen erhoben. Im Durchschnitt haben 54,8% aller Jugendlichen und jungen Erwachsenen (mit Erfahrungen in Beziehungen), erlebt, dass ihr_e Partner_in widerholt, also über einen längeren Zeitraum, ein gewalttätiges oder übergriffiges Verhalten ausgeübt hat.

Formen von Gewalt

Psychologische und emotionale Gewalt beinhaltet sehr viele unterschiedliche Handlungen, weshalb es oft schwierig ist diese Form der Gewalt zu erkennen. Dazu zählen Handlungen von verbaler Belästigung oder Aggression wie z.B. das Bloßstellen, Demütigen oder Blamieren, Toben und Schreien. Genauso wie das Fernhalten von Freunden und der Familie, das Bedrohen, Schuldzuweisungen und das Einreden von einem schlechten Gewissen, regelmäßiges Überwachen, das Beschädigen von Eigentum des Anderen und das Verbreiten von Gerüchten und Unwahrheiten. Emotionaler Missbrauch verursacht meist keine körperlichen Verletzungen, aber es verursacht emotionalen Schmerz, verringert das Selbstwertgefühl und die Selbstsicherheit. Eine weitere Auswirkung kann sein, dass man beginnt sich zurück zu ziehen, weil man sich für das übergriffe Verhalten des Partners oder der Partnerin schämt.

Sexualisierte Gewalt beinhaltet alle Handlungen, in denen Druck oder Zwang ausgeübt wird, um eine Person zu sexuellen Aktivitäten zu zwingen oder zu überreden, obwohl diese das nicht möchte. Dazu zählen Handlungen wie ungewolltes Küssen oder Berühren, jemanden zu gefährlichen, ungewollten oder entwürdigenden sexuellen Handlungen zu zwingen, sexuelle Belästigungen, Vergewaltigung oder versuchte Vergewaltigung. Auch das Verweigern ein Kondom zu tragen, mit jemandem Sex zu haben der nicht in der Lage ist klar zuzustimmen, oder auch jemanden dazu zu zwingen pornografisches Bild- oder Videomaterial anzusehen, zählt zu sexualisierter Gewalt. Es ist sehr wichtig zu wissen, dass einvernehmlicher Geschlechtsverkehr nicht automatisch besteht, wenn das Opfer „nicht Nein gesagt hat“. In vielen Situationen fällt es schwer "Nein" zu sagen, das kann daher kommen, dass man seine/n Partner/in nicht verärgern möchte, Angst hat, oder es einen in noch größere Gefahr bringen würde "Nein" zu sagen.

Beispiele für körperliche Gewalt beinhalten Handlungen wie Schubsen, Stoßen, Schlagen, jemanden Festhalten damit er/sie nicht gehen kann, Gegenstände werfen, Kratzen, Treten, Beißen, Würgen oder die Verwendung von Gegenständen und Waffen um körperlichen Schaden zu verursachen. Durch körperliche Gewaltausübung und erniedrigendes Verhalten wird das Selbstwertgefühl des/der Partner/in geschwächt, wodurch es Betroffenen noch schwerer fällt um Hilfe zu fragen oder angebotene Hilfestellungen anzunehmen.

Mit Stalking oder auch mit beharrlicher Verfolgung sind Verhaltensmuster gemeint, die eine belästigende und bedrohende Taktik verfolgen. Das kann im realen Leben oder auch Online große Verunsicherung und Angst auslösen und führt oft dazu, dass sich Opfer nicht mehr sicher fühlen. Beispiele für Stalking sind wiederholtes Beobachten, Verfolgen, Belästigen, Kontaktieren und ähnliche Handlungen.

Gesunde Beziehungen

Es gibt keine Entschuldigung für gewalttätiges Verhalten, egal in welcher Form. Gewalt macht krank und ist ungesund! Wenn du denkst, dass deine Beziehung ungesund sein könnte, ist es sehr wichtig, dass du dir Gedanken über deine Sicherheit machst. Jeder Mensch verdient es sich sicher und geborgen zu fühlen und in einer Beziehung respektiert und akzeptiert zu werden. Gesunde Beziehungen basieren auf Gleichberechtigung und Respekt! Wenn du eine gesunde Beziehung führst, wird dein/e Partner/in sich bemühen, dich nicht zu verletzen. Natürlich gibt es in gesunden Beziehungen auch Konflikte, jedoch darf dein/e Partner/in nie versuchen dich zu kontrollieren, zu manipulieren oder dein Selbstwertgefühl negativ zu beeinflussen.

In einer Beziehung hat man Rechte, diese können dir helfen deine Grenzen zu setzen und sollten von beiden Partnern akzeptiert werden. Du hast das Recht auf Privatsphäre, genauso wie das Recht darauf, gewaltfrei zu leben und selbstständig zu entscheiden mit wem du dich treffen möchtest und mit wem nicht. Außerdem ist es alleine deine Entscheidung wann und mit wem du Sex haben möchtest, du hast das Recht darauf immer „Nein“ zu sagen, egal wann! Genauso hast du das Recht Zeit mit deinen Freunden/innen zu verbringen und deine Freizeit auch ohne deine/n Partner/in so zu gestalten wie du es möchtest. Und wenn du das Gefühl hast, dass dich deine Beziehung nicht mehr glücklich macht, hast du immer das Recht diese Beziehung zu beenden!

Viele Jugendliche, die in einer gewalttätigen Beziehung stecken, trauen sich nicht diese gewalttätigen Handlungen anzuzeigen. Sie haben oft Angst ihren Freunden und der Familie davon zu berichten. Das kann zu negativen Konsequenzen auf der körperlichen, emotionalen und mentalen Ebene der Gesundheit Jugendlicher führen. Auf der anderen Seite können gesunde Beziehungen aber einen positiven Effekt auf die emotionale Entwicklung Jugendlicher haben.

Diese Plattform möchte die Wichtigkeit von gesunden Beziehungen während der gesamten Lebensspanne hervorheben, und bietet Materialien für interessierte Jugendliche zum Thema Prävention von Gewalt in Jugendbeziehungen. Auf unserer Plattform findet ihr vier interaktive Quizzes, eine Datenbank mit regionalen Anlaufstellen, Links zu unseren Seiten und Gruppen in sozialen Netzwerken, sowie sehr interessante und häufig gestellte Fragen und Antworten. Wir freuen uns sehr über eure Beteiligung an den Diskussionen in unseren sozialen Netzwerken und stehen euch für alle Fragen immer zur Verfügung!