Was ist Gewalt in Jugendbeziehungen?
Gewalt in Jugendbeziehungen findet zwischen zwei Personen statt, die in einer engen Beziehung zueinander stehen. Dazu zählen Formen von physischer und sexualisierter Gewalt, genauso wie emotionaler/psychologischer Missbrauch und Stalking. Gewalt in Jugendbeziehungen wird häufig ausgeübt, um Macht und Kontrolle über die andere Person zu erlangen oder diese aufrecht zu erhalten. Gewalthandlungen können im direkten Kontakt aber auch über soziale Netzwerke ausgeübt werden. Täter_in können frühere Partner_innen (also Expartner_innen) oder aktuelle Partner_innen sein.
Im Rahmen dieses Projekts wurden in fünf Ländern Daten zum Ausmaß von Gewalt in Jugendbeziehungen erhoben. Im Durchschnitt haben 54,8% aller Jugendlichen und jungen Erwachsenen (mit Erfahrungen in Beziehungen), erlebt, dass ihr_e Partner_in widerholt, also über einen längeren Zeitraum, ein gewalttätiges oder übergriffiges Verhalten ausgeübt hat.
Formen von Gewalt
Psychologische und emotionale Gewalt beinhaltet sehr viele unterschiedliche Handlungen, weshalb es oft schwierig ist diese Form der Gewalt zu erkennen. Dazu zählen Handlungen von verbaler Belästigung oder Aggression wie z.B. das Bloßstellen, Demütigen oder Blamieren, Toben und Schreien. Genauso wie das Fernhalten von Freunden und der Familie, das Bedrohen, Schuldzuweisungen und das Einreden von einem schlechten Gewissen, regelmäßiges Überwachen, das Beschädigen von Eigentum des Anderen und das Verbreiten von Gerüchten und Unwahrheiten. Emotionaler Missbrauch verursacht meist keine körperlichen Verletzungen, aber es verursacht emotionalen Schmerz, verringert das Selbstwertgefühl und die Selbstsicherheit. Eine weitere Auswirkung kann sein, dass man beginnt sich zurück zu ziehen, weil man sich für das übergriffe Verhalten des Partners oder der Partnerin schämt.
Sexualisierte Gewalt beinhaltet alle Handlungen, in denen Druck oder Zwang ausgeübt wird, um eine Person zu sexuellen Aktivitäten zu zwingen oder zu überreden, obwohl diese das nicht möchte. Dazu zählen Handlungen wie ungewolltes Küssen oder Berühren, jemanden zu gefährlichen, ungewollten oder entwürdigenden sexuellen Handlungen zu zwingen, sexuelle Belästigungen, Vergewaltigung oder versuchte Vergewaltigung. Auch das Verweigern ein Kondom zu tragen, mit jemandem Sex zu haben der nicht in der Lage ist klar zuzustimmen, oder auch jemanden dazu zu zwingen pornografisches Bild- oder Videomaterial anzusehen, zählt zu sexualisierter Gewalt. Es ist sehr wichtig zu wissen, dass einvernehmlicher Geschlechtsverkehr nicht automatisch besteht, wenn das Opfer „nicht Nein gesagt hat“. In vielen Situationen fällt es schwer "Nein" zu sagen, das kann daher kommen, dass man seine/n Partner/in nicht verärgern möchte, Angst hat, oder es einen in noch größere Gefahr bringen würde "Nein" zu sagen.
Beispiele für körperliche Gewalt beinhalten Handlungen wie Schubsen, Stoßen, Schlagen, jemanden Festhalten damit er/sie nicht gehen kann, Gegenstände werfen, Kratzen, Treten, Beißen, Würgen oder die Verwendung von Gegenständen und Waffen um körperlichen Schaden zu verursachen. Durch körperliche Gewaltausübung und erniedrigendes Verhalten wird das Selbstwertgefühl des/der Partner/in geschwächt, wodurch es Betroffenen noch schwerer fällt um Hilfe zu fragen oder angebotene Hilfestellungen anzunehmen.
Mit Stalking oder auch mit beharrlicher Verfolgung sind Verhaltensmuster gemeint, die eine belästigende und bedrohende Taktik verfolgen. Das kann im realen Leben oder auch Online große Verunsicherung und Angst auslösen und führt oft dazu, dass sich Opfer nicht mehr sicher fühlen. Beispiele für Stalking sind wiederholtes Beobachten, Verfolgen, Belästigen, Kontaktieren und ähnliche Handlungen.